Ernährung

Ist es okay bei der Rohkost Ernährung Gekochtes zu essen ? Pros und Contras

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Es gibt viele Diskussionen um gelegentliches gekochtes Essen in der Rohkost Bewegung. Für die meisten ist Gekochtes bei der Rohkost ein klares NEIN. Und theoretisch würde ich dem zustimmen. Was für eine logische Aussage! Es gibt hier jedoch eine „menschliche Komponente“, die ich aus meiner eigenen Erfahrung und aus dem Coaching mit meinen KundInnen erfahren habe. In diesem Artikel liste ich Pros und Contras auf, um mehr Klarheit bei dem Thema zu schaffen. Und ich bin auch auf die Meinungen von meinen Lesern in den Kommentaren gespannt. Teile gerne Deine willkommene Meinung/Erfahrung nach dem Lesen von diesem Artikel. 

Warum schreibe ich überhaupt zu diesem Thema, wenn mein Blog über Rohkost Ernährung ist? Weil ich in den letzten paar Jahren festgestellt habe, dass verkrampfte 100%-tige Rohkost um jeden Preis nicht glücklich macht und von daher auf diese Weise nicht funktioniert. Unser Ziel ist es, glücklich zu sein und das Leben zu genießen. Ich sage jetzt nicht, dass jetzt alle anfangen sollen, Gekochtes zu essen. Ich finde immer noch, dass Rohkost die beste Ernährungsform für optimale Energie, Aussehen und Wohlbefinden ist. Und je mehr Rohkost, desto besser. 

Hier sind meine Pros und Contras, gelegentlich etwas Gekochtes bei der rohveganen Ernährung zu essen.

PROS

1. Es erlaubt Flexibilität im sozialen Leben. 

Ich würde lügen, wenn ich es nicht zugeben würde: auch wenn ich in Restaurants und auf sozialen Events nicht unbedingt etwas essen muss, fühlt es sich entspannend und befreiend an, wenn ich einfach mal etwas gekochtes, veganes essen kann – just for fun. Einfach in den momentanen Geschmack eintauchen, dankbar zu sein für das, was da ist und nach dieser Erfahrung weitermachen wie gewohnt. Für mich kann es sich anfühlen, als die Angst fallen zu lassen und den Flow zuzulassen. 

Ich erinnere mich an meine 10-tägige Vipassana Erfahrungen in Thailand. Es gab veganes, gekochtes Essen und ab und zu Früchte und Grün. Ich war damals eine sehr verkrampfte dogmatische Rohköstlerin und habe Bananen „geklaut“ (mehr mitgenommen als empfohlen war und hatte trotzdem ständig Hunger). Hätte ich mich einfach mal entspannt und die leckeren, von Mönchen zubereiteten veganen Currys gegessen, wäre nichts schlimmes passiert, aber meine Erfahrung wäre viel angenehmer und ich könnte mich besser auf die Meditation konzentrieren. Es würde sich einfach viel freier anfühlen. 

2. Es trainiert meinen Verstand, nicht zu verkrampfen und entspannt zu sein.

Ich komme aus einem komplexen, kontextuellen/historischen, mit bewussten und unbewussten Ängsten verbundenem Hintergrund. Mit 18  hatte ich Anorexia, dann verbrachte die Jahre bis zur Rohkost mit verschiedenen Diäten, um meinen Körper in einer perfekten Form für meinen Modeljob zu erhalten. Für mich ist es ein enormer Teil der Transformation: essen ohne Angst zu haben. Wenn ich gelegentlich aus Spaß Gekochtes esse, fühlt es sich gut an zu denken, dass ich dazu beitrage, dem Kontrollzwang und Angst entgegenzuwirken. 

3. Es wirkt als ein Barometer und hilft zu verstehen, was mein Körper wirklich braucht.

Seltene, gelegentliche gekochte Mahlzeiten oder eine Beilage ist eine Art von ultimativer Bejahung und Dankbarkeit. Wenn ich überhaupt Gekochtes esse, komme ich immer zum gleichen Urteil: Gekochtes Essen ist nicht optimal für mich. Rohveganes, lebendiges Essen mit vielen leckeren Früchten und Greens ist das Beste für meinen Körper, meinen Energielevel, meine Haut und mein Glücklichsein. Ich schätze die Erkenntnisse, die ich aus diesem Kontrast bekomme.

4. Es ist möglich, dass einfache gedünstete Lebensmittel weniger Schleim und Entzündungen verursachen als rohe Nüsse, Samen und Öle.

Laut Arnold Ehret sind gedünstete, schleimfreie Lebensmittel wie Kürbis, Rosenkohl, Blumenkohl, Süßkartoffeln etc. sogar vorteilhafter als fetthaltige rohe Lebensmittel wie Öle, Nüsse und Samen. Ich habe tatsächlich die Erfahrung gemacht, dass es mir nach schweren fettreichen Gourmet Mahlzeiten schlechter ging als nach einfachen gebackenen Süßkartoffeln oder gedünstetem Rosenkohl. 

Arnold Ehret erklärt in seinem Buch Die Schleimfreie Heilkost*, dass Fette in seinen Reinigungsprozessen als stoffwechselverlangsamend wirken. Als schleimfrei erweisen sich eiweiß- und fettarme sowie basenbildende Lebensmittel. Die schleimfreie Ernährung besteht laut Ehret aus allen Sorten Obst, grünem Blattgemüse, stärkearmem Gemüse und schonend gedünstetem stärkereichem Gemüse.

Ehrets Hauptaugenmerk liegt also nicht auf 100% rohköstlichen Ernährungsweise, sondern vor allem auf schleimfreien Lebensmitteln und dessen reinigender Wirkung. 

Ich möchte Dich somit ermutigen, auszuprobieren und zu sehen, wie Dein Körper reagiert. Hast Du schwere Verdauung? Reagiert Deine Haut mit Unreinheiten? Fühlst Du Dich müde? Bist Du emotional befriedigt nach dem Essen? Bist Du physisch und mental gesättigt? Wie reagiert Dein Gewicht? Nach einiger Zeit findest Du ein gutes Gleichgewicht, ob es 100% roh oder mal ab und zu etwas Gedünstetes dabei sein wird. 

5. Es könnte helfen, abzunehmen.

Ich muss wirklich zugeben, dass ich die ersten 4-5 Jahre meines Rohkost-Lifestyles immer noch ein paar Kilos zu viel hatte. Dazu hat auch ein riesiger Blähbauch beigetragen. Ich hatte die ganze Zeit mit den Kilos „gekämpft“: extrem viel Sport gemacht bis zur Erschöpfung (habe sogar als Fitness Trainerin gearbeitet), komplett fettfrei gegessen, kein Salz gegessen, gefastet usw. Ich habe zwar sehr gut entgiftet und bin viel Müll losgeworden, es hat jedoch keinen Spaß gemacht und war alles andere als schonend und entspannt. 

Meinen Blähbauch bin ich durch Candida Kur, Parasitenreinigung und einen Monat ketogene Ernährung losgeworden und abgenommen habe ich als ich meine emotionalen Bedürfnisse erkannt und mich darum gekümmert habe. Ich habe gemerkt, dass ich so tief und einseitig in das Ernährungsthema eingetaucht bin, dass zwischenmenschliche Beziehungen und meine emotionalen Bedürfnisse auf der Strecke geblieben sind. Ich habe mich entschlossen, nach 6 Jahren Single sein eine Beziehung zu haben. Menschliche Nähe und gemeinsam gekochte und genossene teils rohe teil gekochte vegane Mahlzeiten hier und da haben Wunder bewirkt und ich bin ohne jegliche Mühe die störenden Kilos losgeworden. 

Es kann auch passieren, dass wenn Du im Kopf für die 100%-tige Rohkost Ernährung noch nicht bereit bist, versuchst durchs Überessen und zu viel kalorienreiches Gourmet zu kompensieren und somit zunimmst. Versuche es sanfter und entspannter zu machen mit etwas gedünstetem Brokkoli, gebackenen Süßkartoffeln oder Quinoa hier und da, wenn Du mal Lust auf etwas Warmes hast. Mache Dir einen schönen Kräutertee. Baue Leichtigkeit und Sanftheit in den Prozess ein. Wenn Du die paar Kilos mit Rohkost loswerden möchtest, wird der Druck und Verkrampftheit nur Widerstand schaffen – da spreche ich aus Erfahrung! Mache es liebevoll und achte auf Deine emotionalen Bedürfnisse. Das ganze soll Spaß machen, sonst macht es keinen Sinn.

6. Es hilft, zu schnelle Entgiftung zu verlangsamen und unangenehme Symptome zu vermeiden. 

Ich bin generell für eine langsame und nachhaltige Umstellung ohne Zwang und Trauma, die Monate oder sogar Jahre nehmen kann. Wenn Du plötzlich oder zu schnell auf Rohkost umgestiegen bist, kann es passieren, dass der Körper einen Schock bekommt und die Entgiftung zu stark wird. Es können Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, schlechte Haut, Depressionen usw. entstehen. Rohkost ist eine krasse Reinigung für den Körper, doch am Anfang ist es nicht die klugste Art der Transformation.

Entgiftung bedeutet nicht „alles oder nichts“. Um Deinen Körper nachhaltig und schonend zu reinigen, behalte etwas cleanes gekochtes Essen und reduziere langsam jeden Tag, Woche für Woche. Das wird Deinem Körper und auch Deinem Kopf helfen, sich langsam umzustellen. 

Rohkost Ernährung

CONTRAS

1. Es ist ein rutschiger Abhang. 

Ein sehr rutschiger. Ich kenne einige Menschen, die meinen, dass wenn sie auch nur ein bisschen Gekochtes essen, stört das alle Prozesse und sie drehen durch – verfallen in Fressattaken und kommen komplett aus der Balance. Sie fangen auch an, sich selbst zu kritisieren, was kontraproduktiv ist (ich war früher auch so). Da ist es mental und physisch einfacher für sie, komplett roh zu essen. 

2. Flexibilität im „sozialem Leben“. 

Es kommt darauf an, mit wem und wofür. Frage Dich zuerst: warum mache ich die Wahl, den Schritt nach hinten zu machen – unter Unwohlsein zu leiden, müde zu sein usw. – nur um dazuzugehören? Oder an der sozialen Norm festzuhalten, die ich eh nicht mehr unterschreiben möchte?  Und wenn ich es tue, fühle ich mich von mir selbst respektiert und geehrt? Diese Art von Selbstdisziplin ist Next Level der mentalen Stärke und Stabilität. 

Das scheint jetzt dem Punkt 1 in den Pros komplett zu widersprechen, tut es aber nicht. Was ich damit meine ist, wenn Du nur für die anderen Gekochtes essen willst, aus Unsicherheit, um denen Recht zu machen und selber es nicht möchtest, ist es nicht die Mühe wert. Nur wenn Du selber Lust darauf hast, aus Spaß. Fühle den Unterschied. 

3. Es dehydriert.

Da gekochtes Essen denaturiert ist, dehydriert es den Körper. Es kann zu höherem Herzschlag, Müdigkeit, das Gefühl der höheren Körpertemperatur, starker Durst etc. führen. Als ich mal Gekochtes esse, habe ich am nächsten Tag riesige Augenringe/Tränensäcke,  Wassereinlagerungen im Körper und wenig Energie. 

4. Gekochtes Essen ist nicht natürlich für den menschlichen Körper.

Gekochtes Essen führt dazu, dass vermehrt Leukozyten (weiße Blutkörperchen) als akute Schutzreaktion produziert werden, was normalerweise nur dann ausgelöst wird, wenn ein Fremdkörper, Verletzung oder Vergiftung eintritt. Es ist außerdem zu erwähnen, dass keine anderen Spezies auf der Erde ihr Essen kochen außer Mensch. Auch Katzen und Hunde, die gekochtes und verarbeitetes Menschenessen essen, haben die gleichen „menschlichen“ degenerativen Krankheiten, die keine Tiere in der Natur haben. Ich persönlich glaube, dass es kein Zufall ist. Mehr erfährst Du hier.

5. Es kann die Entgiftungsprozesse verlangsamen/aufhalten.

Als ich schon Rohköstlerin war und in schweren emotionalen Zeiten Gekochtes mehr als einmal die Woche aß (Rückfälle hatte), wurde mein Körper steif, teilweise schmerzhaft und ich war müde für ungefähr eine Woche. Ich konnte Fühlen, dass es eine Einladung für alle meinen chronischen Symptome wie Allergie, Rosazea, Depression usw. sein könnte. Gekochtes Essen kann tatsächlich die Entgiftung stoppen, da der Körper viel Kräfte braucht, um denaturiere Sachen zu verarbeiten und auszuscheiden. 

6. Es gibt den anderen die Erlaubnis, Deine Grenzen nicht zu respektieren. 

Wer an seinen persönlichen Grenzen gearbeitet hat bzw. jetzt arbeitet, wird mich verstehen. Wenn ich nicht 100% zu meinen Zielen und der rohen, lebendigen, vitalen Ernährung verpflichtet bin, ziehe ich mit dieser Ausstrahlung und Verwirrung Kritik und unangenehme Kommentare von den anderen an. Wir laden unbewusst dieses Verhalten der anderen durch unsere unbewussten Schwankungen ein. Dies ist mir zum Glück nicht viel passiert – ich war von Anfang an felsenfest überzeugt und habe es auch so ausgestrahlt. Viele Menschen erleben es jedoch anders. 

Fazit

Wie Du siehst, bin ich immer noch am Balance finden zwischen dem totalen Verzicht vs. etwas Gekochtes in der täglichen Ernährung. Einer der wichtigsten Gründe dafür sind: ich erinnere mich an die Gefühle von Scham und Schuld, die ich so lange wegen des Essens und generell im Leben hatte. Nach all den Essstörungen, Diäten und übertriebener Striktheit möchte ich mich frei und entspannt fühlen und einfach mein Leben genießen. 

Wenn ich mich für 100% roh verpflichte und dann doch eines Tages etwas Gekochtes esse, möchte ich nicht in Selbstkritik und Selbstbestrafung verfallen. Gekochtes als gelegentliche Option zu akzeptieren, keine Angst davor zu haben, es nicht auf ein Podest des Bösen zu stellen, macht für mich Sinn. Ich bin komplett offen, all diese Punkte tiefer zu ergründen und weiterhin daraus zu lernen. Ich würde mich sehr freuen, Deine Gedanken zu diesem Thema zu erfahren, was Du aus den Lektionen mit Gekochtem gelernt hast. 

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Quellen: 

ErnährungsumstellungFalls du also nicht 100% roh essen möchtest oder es im Moment nicht schaffst, aber mehr frische Lebensmittel in Deine Ernährung einbauen möchtest, dann ist DIESES REZEPTBUCH für dich! Ich glaube an einen sanften Übergang, der Spaß macht. Bei so einem Übergang sollen dich die Rezepte mit rohen und gekochten Anteilen unterstützen. Das geniale an den Rezepten ist, dass viele von ihnen auch komplett roh genossen werden können, wenn du soweit bist.

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Kategorie: Ernährung

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Hi, ich bin Victoria. Seit Anfang 2013 ernähre ich mich rohköstlich und ich liebe es! Gesundes Körperimage ist meine Leidenschaft. Außerdem bin ich ausgebildete Fitnesstrainerin und Showgirl und kenne mich daher gut in Sachen Fitness und Weiblichkeit aus. Hier findest Du Tipps und Ideen für die Rohkosternährung, natürliche Schönheit, Fitness, rohvegane Reisen und wie Du das Beste aus dem Leben in der modernen Welt machst.

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